Jäger des verlorenen Verstandes
Artikel-Nr | 204269000 |
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ISBN | 978-3-03848-269-7 |
Verlag | Fontis |
Seiten | 650 |
Erschienen | 19.10.2023 |
Artikelart | Hardcover, 15,5 x 23 x 4,8 cm |
Auf der Suche nach Weisheit ist Markus Spieker ein erfahrener Tourguide. Seit Jahren berichtet der Historiker für die ARD von entlegenen Winkeln der Erde, verschlingt Bücher wie andere Leute Schokolade und verfügt über einen scharfen Blick für die Nadel im Heuhaufen.
Spieker zeichnet eine Landkarte ein, die tiefe Einsicht mit Abenteuerlust verbindet und nimmt den Leser mit auf die Jagd nach den wichtigsten Weisheiten aus allen Jahrtausenden. Er exploriert Geschichtschroniken und Wissenschaftsexperimente; Autobiografien, Briefe und Tagebücher; die zeitlosen Wahrheiten von Philosophen, Propheten und Poeten, und auch die Geistesblitze von Trendforschern und Super-Influencern werden in einen Kontext gebracht. Es ist eine Reise zum Mond und in die inneren Abgründe menschlicher Existenz, ein Tanz auf dem Vulkan und ein Staunen vor dem Unbegreiflichen.
Autor: | Markus Spieker |
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14.03.24 12:27 | Paul
Gutes Buch mit Vorbehalten
Dieses Buch von Markus Spieker ist ein sehr umfangreiches. Sehr gerne las ich seine Bücher Jesus. Eine Weltgeschichte, Übermorgenland, Rock me, Dostojewski oder Mono - Die Lust auf Treue. Dieses neue Buch hat mich jedoch sehr fragend zurückgelassen. Es blieb hinter meinen Erwartungen an ein Buch von Markus Spieker zurück.
Das Buch ist sehr umfangreich recherchiert. Jedoch sind in der Summe stellenweise zu viele Zitate enthalten, die nach meinem Dafürhalten den Lesefluss stören bzw. den Gedankengang des Autors abreißen lassen. Die Zitate mögen die Aussage des Autors herleiten oder begründen. Aber der Leser wird davon überhäuft.
Verstört hat mich, dass im Buch an manchen Stellen die Glaubwürdigkeit der Bibel sehr infrage gestellt wird. Zudem werden auch christliche Autoren überdeutlich angegriffen. Es sind Passagen enthalten, an denen ich das Buch am liebsten weggelegt hätte. Das ist sehr schade und schmälert den Wert den Buches sehr. So sehr ich Markus Spiekers Bücher bisher mochte, so sehr hat mich dieses Buch enttäuscht. Es sind sicher wertvolle Gedanken enthalten und man geht mit einem Mehrwert aus vielen Teilen des Buches heraus. Doch die kritischen Passagen trüben das Gesamtbild deutlich. Dieses Buch kann ich leider nicht empfehlen.
03.11.23 10:21 | Henrik
Schätze der Weisheit
Die aktuelle Fortsetzung von Indiana Jones erwies sich als wenig glorreich. Markus Spieker möchte jedoch in „Jäger des verlorenen Verstandes“ die wichtigsten Ereignisse der letzten 3000 Jahre beleuchten, damit die Fortsetzung der Geschichte kein Flop wird.
Wer ist der Autor?
Markus Spieker, Jahrgang 1970, arbeitet als Chefreporter für den MDR. Er war jahrelang Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio und Leiter des ARD-Studios Südasien. Aus Afghanistan berichtete er 2021 von der Machtübernahme der Taliban. Der promovierte Historiker hat in Gießen und Los Angeles studiert. Er ist Autor der Bestseller «Übermorgenland: Eine Weltvorhersage», «Jesus: Eine Weltgeschichte» und «Rock Me, Dostojewski!» (zusammen mit David Bühne). Er lebt in Markkleeberg bei Leipzig.
Worum geht es in dem Buch?
„Ich werde älter.“ Mit diesem Einzeiler startet Markus Spieker sein erneut umfangreiches Werk, indem er dem Leser eine Weisheitsschule an die Hand gibt. Mit seinem journalistischen Spürsinn hat er die Umbrüche unserer Zeit wahrgenommen und die Kürze der Transformations-Zäsuren entdeckt. Dieser komplexen und immer schneller voranschreitenden Geschichte möchte er die Weisheit als Gegenpol gegenüberstellen. „Weisheit ist unter anderem die Fähigkeit, aus dem Schaden anderer Epochen klug geworden zu sein und die zur Verfügung stehenden Daten so zu interpretieren, dass man bestimmte Fehler gar nicht erst macht.“
Und so verstehen sich die fünf Teile sowohl als „Weisheitsführer als auch Weisheitsverführer, sowohl als Leitfaden als auch Fundgrube.“ Hierzu wird zunächst der Feind der Weisheit identifiziert. „Es ist nicht alleine nur das Zuviel an Informationen, das uns verblöden lässt. Auch der materielle Wohlstand leistet der Denkträgheit Vorschub. Intellektuelle Reife entsteht bei der Bewältigung existenzieller Herausforderungen.“
Danach wird das Wesen der Weisheit näher besprochen. Spieker wird nicht müde zu betonen, dass Weisheit keine angeborene Tugend ist, sondern erlernt und erprobt. „Weise Ratschläge kommen aus einer Haltung der Demut und zielen in eine Richtung der Bescheidenheit.“ Nun wird der Leser zur Quelle der Weisheit geführt. Hierbei wird deutlich: „Ich habe mich ja bereits als Christ geoutet und verweise ganz pragmatisch auf den umfassenden Buchbestand, den es zu diesem Thema bereits gibt. Ich bin nicht nur überzeugt davon, dass Gott existiert, sondern auch davon, dass er sich uns mitteilt.“ Und so kommt er zu vier Quellen, aus denen sich Weisheit – von Gott her – speist: „Sein, Bewusstsein, Offenbarung, Erfahrung.“ Hiermit steht Spieker nicht exklusiv, sondern die meisten Dichter und Denker haben ihre Denkgebäude auf demselben Fundament aufgebaut.
Von der Quelle wird der Leser dann zum Ziel der Weisheit geführt. „Was hinter der Mauer des Todes auf uns wartet, entzieht sich genau wie Gott selbst unserem menschlichen Vorstellungsvermögen. Das hat unsere christlichen Ahnen nicht davon abgehalten, sich die himmlischen Welten auszumalen.“ Dabei plädiert der Verfasser dafür, Gott nicht auszublenden, sondern sich über die Konsequenzen bewusst zu werden, die sich aus dem Dasein Gottes ergeben. „Der Mensch ist dazu aufgerufen, den von Gott gestifteten Lebenssinn zu realisieren.“
Zuletzt blickt der Autor dann noch auf die Wege der Weisheit. „Da Leben immer vorwärtsgerichtet ist, kommt es auf die richtigen Wege und Schritte an.“ Hierbei greift Spieker zahlreiche biblische Tugenden auf, die Gottes Hilfe für den Pilger in der Weltzeit sind, um weise den Lebensweg zu gehen. Der Dreiklang Denken – Glauben – Lieben ist dabei ein wichtiges Gepäck im Rucksack. Abgerundet wird die Weisheitsschule durch den Gipfel der Weisheit, den Spieker wie folgt formuliert: Ein Anhäufen von intellektuellen Kostbarkeiten ist nicht primär der Zweck einer Weisheitsschule. „Weisheit ist nichts, was man „hat“ und worauf man sich ausruhen kann. Weisheit ist auch kein Status, den man für sich reklamiert, und kein Standpunkt, von dem man aus das Weltgeschehen reflektiert.“ Schlussendlich ist das Streben nach Weisheit ein Lebensprojekt, bei dem die Hinwendung zu Gott die Auflösung der Spannung ist.
Wer sollte das Buch lesen?
Aufgrund der Breite an Themen eignet sich die Lektüre nicht nur für kritische Denker, sondern auch Interessierte, die sich mit aktuellen Fragen und Herausforderungen auseinandersetzen und dabei verschiedene Blickwinkel einnehmen möchten.
Was gibt es Kritisches?
Spieker startet vollmundig, wenn er Weisheit aus 3000 Menschheitsgeschichte komprimiert darstellen möchte. Jedoch ist er selbstkritisch genug anzuerkennen, sich nicht als Weisheits-Archäologe zu verstehen, der alte Kostbarkeiten umfassend ausgräbt. Für Menschen, die dem christlichen Glauben skeptisch gegenüberstehen, wird Spiekers Weisheits-Standpunkt sicher weniger entsprechen, da er lautet: „Meine Sicht der Welt leitet sich aus einem Vers im biblischen ‚Buch der Sprüche‘ ab: Die Ehrfurcht vor Gott ist der Anfang der Weisheit (Sprüche 9,10).“ Diese Sicht auf die Welt prägt denn auch die Deutungen mancher Forschungsergebnisse. „Der christliche Glaube hat ein einzigartiges Potenzial, Spaltungen zu überwinden, Freundschaften zu stiften, Frieden zu schaffen.“ Leider sieht er die Offenbarung des Johannes eher als „Trostbuch und Durchhalte-Appell eines mystisch veranlagten Christen für seine bedrängten Glaubensgeschwister“ an. Und so liefert der Text für ihn „keine Zukunftsschau, sondern beschreibt die metaphysischen Hintergründe damaliger Konflikte.“ Das ist schaden, denn gerade Offenbarung 21 und 22 sind seelsorgerlich von unschätzbarem Wert.
Weshalb sollte man das Buch lesen?
Insgesamt versteht sich dieses Buch als Abschluss der „Gott und die Welt“-Trilogie, die mit „Übermorgenland“ ihren ökologischen Anfang nahm, dann mit „Jesus: Eine Weltgeschichte“ ihren theologische Komponente erhielt und nun mit „Jäger des verlorenen Verstandes“ die Anthropologie in den Blick nimmt. Spieker plädiert in seinem Buch für eine weise Lebensgestaltung, weise Gesellschaftspolitik, weise Globalisierung und eine weise Kirche, weshalb der Leser am Ende viele Ansatzpunkte hat, um über sein Engagement im Hier und Heute nachzudenken und wiese Schlüsse für das Morgen zu ziehen.